06.05.2019

Interview mit Timur Sirman von MagnoTherm Solutions

Sie haben letztes Jahr beim Science4Life Venture Cup teilgenommen und sehr gut abgeschnitten. Was hat sich bei Ihnen seitdem im Unternehmen verändert?
Wir haben angefangen unseren Businessplan, den wir damals mit Hilfe von Science4Life erstellt haben, in die Tat umzusetzen. Dafür sind wir seit Oktober an der TU Darmstadt dabei den Prototypen zu bauen und werden diesen voraussichtlich bis zum Jahresende fertigstellen. Nächstes Jahr starten wir dann mit den ersten Pilotprojekten.
Wie hat Ihnen die Teilnahme am Venture Cup dabei geholfen?
Sowohl für unser Team als auch für unsere Technologie haben wir letztendlich sehr von der Teilnahme profitiert. Einerseits waren die ersten beiden Phasen eine gute Übung von der anfangs rein technischen Idee zu einem ganzheitlichen Geschäftskonzept zu kommen. Dafür haben wir von unterschiedlichsten Perspektiven qualitativen Input erhalten. Das hat uns sehr geholfen eine Struktur zu entwickeln. Auf der anderen Seite hat uns der Businessplan beispielsweise dabei geholfen, sich für weitere Förderprogramme zu bewerben. Auch das Networking mit Industriekontakten war förderlich, um die richtigen Kunden anzusprechen und eine gewisse Sichtbarkeit sowie Glaubwürdigkeit zu erhalten.
Können Sie Ihr Produkt kurz beschreiben?
Wir entwickeln eine neue Kühltechnologie basierend auf Magneten und magnetischen Materialien. Das heißt wir bauen ein Kühlaggregat, das in Kühlsystemen sowohl Kälte als auch Wärme produziert und dabei den konventionellen Gaskompressor ersetzt. Vorteil ist, dass es deutlich energieeffizienter ist. Wir gehen derzeit von bis zu 40 Prozent Effizienzsteigerung aus. Außerdem verwendet das System keinerlei umweltschädliche Kühlgase. So wird es sicherer in der Anwendung.
Mit welchem Hintergrund ist die Idee für Ihr Produkt entstanden?
Die Idee für die Technologie an sich ist schon sehr alt. Doch erst in den 70er Jahren wurde erstmals überlegt sie für Kühlaggregate zu nutzen. Seit 1999 werden auch immer mehr interessante Materialien, Maschinen und Prototypen entwickelt. Bisher gibt es jedoch noch kein Produkt zu kaufen, da die Kosten dafür viel zu hoch sind. Unser Kollege Max Fries hat an der TU Darmstadt eine Entwicklung beobachtet, wie man diesen Kostenpunkt deutlich senken kann. Daraufhin haben wir erkannt, dass das Marktpotenzial enorm ist, weil die momentane Technologie mit Gaskompressionen deutliche Nachteile bringt. Derzeit werden die verwendeten Kühlgase nämlich weltweit Schritt für Schritt reduziert oder verboten, weil sie für die Umwelt bis zu 4000-mal so schädlich sind wie CO2. Zudem sind sie sehr giftig und stark entzündlich. Auch die Maschinen sind komplex und teuer. Somit entsteht eine gewisse Marktlücke für magnetokalorische Kühlaggregate. Da wir diese Technologie verwenden, können wir bereits bestehende Lösungen sehr gut ergänzen.
Dabei leisten Sie auch einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz?
Ja, denn grundsätzlich ist Kühlen ein integraler Bestandteil des modernen Lebens. Kühlen braucht man für Lebensmittel, Medikamente, Industrieprozesse und viele weitere Branchen. Ironischer Weise führt die momentane Ar, wie wir kühlen dazu, dass der Planet immer wärmer wird. Momentan wird 1/5 der weltweiten Elektroenergie für Kühlung verwendet und dadurch entstehen zehn Prozent aller Treibhausgase. Kühlen ist somit ein sehr großer Hebel in der Klimawende. Wenn man hier die CO2-Emissionen reduziert, hätte es enorme Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung. Wenn wir es also schaffen unser Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen, können wir einen entscheidenden Beitrag dazu leisten.
Was waren bzw. sind für Sie als Startup die größten Schwierigkeiten im Energiebereich Fuß zu fassen?
Die größten Herausforderungen sind, dass man zuerst einen Prototyp herstellen muss. Dies kann sich gerade in der Gründungsphase schwierig gestalten. Dann muss man auch passende Entwicklungspartner finden, um dies bewerkstelligen zu können. Drittens war es auch eine Herausforderung die notwendige Finanzierung zu bekommen. Das haben wir fürs Erste mit dem EXIST Forschungstransfer Programm vom BMWi geschafft. Gleichzeitig sind wir aber weiterhin auf der Suche nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten, um weiter wachsen zu können.
Welche Tools und Informationen haben Ihnen aus heutiger Sicht bei der Unternehmensgründung gefehlt und wer hat Ihnen neben Science4Life weitergeholfen?
Man lernt natürlich mit der Zeit dazu. Es wäre aber gut gewesen, wenn man schon von Anfang an eine Sensibilisierung für die Unternehmensgründung gehabt hätte und weiß worauf es ankommt. Dafür hatten wir glücklicherweise an der Universität in Darmstadt ein gutes Gründungsbüro, das uns geholfen hat an unserer Idee weiterzuarbeiten und uns mit neuen Kontakten vernetzt hat. Durch Science4Life haben wir zudem einen Berater kennengelernt, der auch weiterhin mit uns zusammenarbeitet und mit dem wir sehr zufrieden sind. Im Zuge des Venture Cup sind wir außerdem mit der Hessen Agentur zusammengekommen, die uns die Möglichkeit gegeben hat auf der Hannover Messe einen Stand zu stellen. Insbesondere das hat uns geholfen Aufmerksamkeit zu erhalten und potenzielle Kunden zu akquirieren.
Wo sehen Sie MagnoTherm Solutions in 5 Jahren?
Wir wollen die Technologie der Magnetokalorik endlich auf dem Markt bringen und mit unserem Produkt das enorme Potenzial dieser Technologie ausschöpfen. Zudem möchten wir sie für alle verfügbar machen.
Welche Tipps haben Sie an andere Gründer? 
Das Wichtigste ist, dass man Spaß an der Sache hat, aber auch, dass man als Team an einem Strang zieht. Man sollte sich einen guten Plan machen und sich darauf fokussieren. Dennoch ist es wichtig sich nicht zu starr daran festzuhalten. Stattdessen sollte man immer offen für neue Inputs bleiben.

 

Über Timur Sirman, M.Sc:

Timur Sirman arbeitet als Wirtschaftsingenieur im Business Development bei MagnoTherm Solutions. Das Unternehmen befindet sich derzeit in der Gründungsphase und entwickelt sichere, effiziente und leise Kühlaggregate. Hierbei nutzen sie magnetokalorische Materialien, die durch langjährige Forschungsarbeit an der TU Darmstadt co-entwickelt wurden. Die Kühlaggregate sind umweltfreundlich, explosionssicher, frei von F-Gasen, lautlos und bis zu 40 Prozent energieeffizienter im Vergleich zu herkömmlichen Technologien. Mit der kostengünstigen und skalierbaren Materialtechnologie von MagnoTherm Solutions kann die Magnetokalorik somit zum ersten Mal kommerzialisiert werden.

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Rückenwind für den letzten Schritt in die Klinik: ForTra fördert GMP-konforme Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten und regulatorische Beratung

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Vom Labor zur ersten Anwendung am Patienten: Dieser kritische Übergang erfordert nicht nur wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch die Bewältigung komplexer regulatorischer, technischer und finanzieller Anforderungen. Die gemeinnützige ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (ForTra) fokussiert ihre Förderung gezielt auf diese translationale Endphase: Projekte, bei denen ein neuartiger Arzneimittelkandidat, eine innovative Therapieform oder ein medizintechnisches Produkt die Schwelle zur klinischen Prüfung erreichen. Das Ziel besteht darin, den Eintritt in frühe klinische Studien (First-in-Human) zu beschleunigen und somit den Transfer patientenrelevanter Innovationen in die medizinische Versorgung substanziell zu fördern. „Unser Ziel ist es, Projekte so weit zu entwickeln, dass sie Anschlussfinanzierungen durch öffentliche Mittel oder Investoren erhalten können“, betont Prof. Dr. Martin Zörnig, Geschäftsführer der ForTra. „So schaffen wir die Brücke, damit innovative Forschung schneller den Weg zu Patientinnen und Patienten findet – unabhängig vom Krankheitsbild oder der Marktgröße.“ Ein Beispiel für diese Brückenfunktion ist die aktuelle GMP-Ausschreibung der ForTra zur Förderung der Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten unter Good-Manufacturing-Practice-Bedingungen. Von den 37 eingereichten Projektskizzen der Ausschreibungsrunde 2025 werden ab sofort sechs Projekte mit insgesamt 4,7 Millionen Euro gefördert. Eines dieser Projekte widmet sich einer drängenden Herausforderung in der Infektionsmedizin. Forschende des Universitätsklinikums Köln um Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis haben vielversprechende, vollständig humane Antikörper identifiziert. Diese neutralisieren gezielt einen zentralen Virulenzfaktor des multiresistenten Bakteriums Pseudomonas aeruginosa. Das Bakterium verursacht insbesondere bei immungeschwächten und beatmeten Patientinnen und Patienten schwere Infektionen. Die Antikörper richten sich gegen das Typ-III-Sekretionssystem des Erregers und zeigen in präklinischen Modellen eine deutlich höhere Wirksamkeit als bisher verfügbare antikörperbasierte Ansätze. Das Ziel des Projekts besteht darin, diese Antikörper zu einer neuartigen, zielgerichteten Therapie zur Behandlung und Prophylaxe antibiotikaresistenter Infektionen weiterzuentwickeln. Doch auch vor der ersten klinischen Studie gibt es eine entscheidende Hürde: die komplexen regulatorischen Anforderungen. Genau hier setzt eine neue Ausschreibung der ForTra an, die im Sommer 2025 erstmals veröffentlicht wurde. Sie finanziert Beratungsleistungen spezialisierter Consulting-Unternehmen zur Vorbereitung und Durchführung von Orientierungsgesprächen und „Scientific Advice Meetings“ mit den zuständigen regulatorischen Behörden. In diesen Gesprächen wird über die präklinischen Voraussetzungen für eine mögliche Genehmigung der geplanten klinischen Studie diskutiert und die weitere Projektentwicklung daran angepasst. Für jedes von einem unabhängigen Expertengremium ausgewählte Projekt stellt die ForTra bis zu 100.000 Euro bereit. Das Ziel besteht darin, Projektleiterinnen und Projektleiter optimal auf Gespräche mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vorzubereiten – und sie bei diesen Terminen zu begleiten. Antragsberechtigt sind forschende Medizinerinnen, Mediziner sowie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler an gemeinnützigen Forschungseinrichtungen, deren Projekte bereits erste präklinische Daten aufweisen und den Start einer klinischen Studie zum Ziel haben. Die aktuelle Ausschreibung ist bis zum 1. Oktober geöffnet. Die Auswahl der zu fördernden Projekte soll voraussichtlich bis Ende des Jahres erfolgen. Damit setzt die ForTra ein klares Signal: Forschende, die kurz vor dem Sprung in die Klinik stehen, sollen nicht an regulatorischen Hürden scheitern. Kontakt: Prof. Dr. Martin Zörnig Geschäftsführer der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung E-Mail: m.zoernig@fortra-forschungstransfer.de Telefon: +49 61728975-12

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